Aftermovie Mustafa Kör wird der neue Nationaldichter.
an dich
erhebe den kopf aus dieser dunklen stunde
unser weg wird bald frei unser gang wieder leicht sein
während wir orte betreten wo von mündern
abgespartes brot uns stärkt
wir werden einander jetzt
worte geben und keine haben
lebendige gelenkige wörter wo wir
aufgeräumte aufgeklärte gedanken wodurch du
gekrümmt wirst um noch gerader
noch barocker dichtend zu öffnen die herzen
die zimmer und grenzen darin wir sinnieren bis
der mensch sich schließlich selbst zersetzt sich
unterwegs zu dir eine gereinigte stimme beimisst
erhebe den kopf
es zählen weder kronen noch folger
wir sind schon die erde zu der wir vergehen
werden auch dieses neue leben zu bändigen
verstehen denn wir die geduldigen bauern
ernten für einander für später
Mustafa Kör
Übersetzung: Isabel Hessel und das Übersetzerkollektiv von Passa Porta
Rede vom 29. Januar 2020 für Nationaler Dichter
Ich möchte mit einigen Worten auf Niederländisch einleiten; einer Sprache, die ich gerade gründlicher lerne. Ich verstehe Niederländisch zwar, spreche es aber nicht gut. Nationaler Dichter zu sein bedeutet eine intensive Reise durch Belgien. Ein Belgien, wie es ist und wie wir es uns wünschen. Auch für mich wird dies eine faszinierende Reise durch eine Sprache sein. Meine Liebe zu Flandern, die ich schon immer gespürt habe, meine Sehnsucht nach Austausch, nach Reisen im Herzen der Worte, darüber werde ich immer mehr sprechen können. Das sind meine Herausforderungen für die nächsten zwei Jahre.
„Nationaler Dichter, ist das kein seltsames Konzept?“, werde ich manchmal gefragt. Läuft ein solcher mit einem Blumenkranz auf dem Kopf herum? Ist er ein Vertrauter der Reichen und Mächtigen oder Mitglied einer geheimen spirituellen Gesellschaft? Ich antworte darauf immer, dass nicht dieser Titel wichtig ist, sondern das, was man mit Überzeugung und Bescheidenheit damit zu erreichen hofft. Ich bin beeindruckt von dem, was Charles Ducal, Laurence Vielle und Els Moors geschrieben und getan haben, sowie von allen Partnern, denen ich von ganzem Herzen danke, dass sie dafür gesorgt haben, dass dieses Projekt heute eine Realität in Aktion, eine Poesie in Aktion ist.
(Foto (c) Simon Bequoye)
Read More›Die berühmten Verse „Lasst hier mich weinen, in Erinnerung an die geliebte Person, hier bei den verwehten Sanddünen zwischen Haumal und Aldachul“ stammen von dem arabischen Dichter und Prinzen Imru’ al-Qais. Imru’ al178 Qais starb 540 n. Chr. Sein kurzes Leben als Prinz war von der Zerrissenheit zwischen der Dichtkunst und der Politik gekennzeichnet. Arabische Dichter genossen aber auch dann hohes Ansehen, wenn sie nicht als Prinzen in der Wüste geboren worden waren, und selbst der König wandte sich um Rat an sie. Ihren Ruf verdankten sie endlosem Rezitieren am nächtlichen Lagerfeuer. Von jeher galt die Poesie als Archiv der Moral, der Sitten, der Sprache und der Geschichte der Gemeinschaft.*3 Das zweijährige Amt des Nationalen Dichters verlangt von dem oder der Auserkorenen natürlich nicht, dass er oder sie dem König und den Politikern Ratschläge erteilt. In einem Land, in dem seit Jahrzehnten immer wieder Krisen zwischen den verschiedenen Sprachgemeinschaften ausgelöst werden, um andere Missstände zu vertuschen, hat ein Nationaler Dichter im Gegensatz zu den Politikern keine Sekunde zu verlieren.
Der französischsprachige Dichter Carl Norac wird ab dem Gedichtendag 2020 (Donnerstag, den 30. Januar) Nationaler Dichter.
Een Franstalige auteur neemt het ambt van Els Moors over als vierde Dichter des Vaderlands van België. Vanaf Gedichtendag 2020 wordt de Bergenaar Carl Norac de nieuwe ambassadeur van de Belgische poëzie, over de taalgrenzen van het land heen. Hij erft op die manier de eretitel Dichter des Vaderlands, die eerder al toebehoorde aan Charles Ducal, Laurence Vielle en Els Moors.
Vanaf 30 januari 2020, zal de missie van Carl Norac gedurende twee jaar erin bestaan om gedichten te schrijven, geïnspireerd door heel het land, zijn geschiedenis en actualiteit. Hij zal het Belgische publiek beter leren kennen, en kijkt in het bijzonder ook uit naar het contact met de scholen in ons land. Zijn missie zal zijn: doorheen heel het land en over de landgrenzen heen, de Belgische poëzie bekender maken. Vanaf 23 april zal hij de officiële ambassadeur worden van Els Moors tot aan het einde van haar ambtstermijn en zal hij meewerken aan enkele van haar projecten. Els, op haar beurt, zal haar opvolger vanaf de Nederlandstalige kant ondersteunen in 2020-2021.
Inspiriert von Haydn, der Novelle ‚Lenz‘ von Georg Büchner und die letzte Worten von Jezus Christus, „vater vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun“
in diesen bergen will ich sterben
doch ich gehe noch
auf dem kopf
den schritt im nebel
Read More›Im Auftrag von Dichter bij Beeld Middelheim zum Werk ,Die Badenden‚ von Luciano Fabro.
wir gingen bis an unsere weißen laken hinein
nicht weiter wir flossen für die welt
wie ein stein im wasser schwebt das sich
kräuselt
und immer wenn es abend wurde
fingen wir blutend an
zu verderben
was uns am morgen leben ließ
Am 21. März, dem Welttag der Poesie, lädt die belgische nationale Dichterin Els Moors alle Menschen rund um den Globus dazu ein, ihre schönsten Oden und Elegien über ihre Städte (/ Länder / Gemeinden / …) zu sammeln und zu veröffentlichen. In Zeiten von Gentrifizierung, Massentourismus und weltweiter Migration sehnen wir uns nach einsamen Flaneuren und notorischen Wanderern, die das mysteriöse Herz ihrer Städte enthüllen möchten. Schätzen Sie Ihre Geburtsstadt nach wie vor? Hat die Liebe Sie an einen anderen Ort verschlagen oder mussten Sie Ihre Heimat unfreiwillig verlassen? Übernehmen Sie eine Patenschaft für Ihre Stadt, indem Sie eine urbane Elegie schreiben, und seien Sie Teil der Entstehung des derzeit außergewöhnlichsten Reiseführers: The adopted cities.
Read More›,Wähle ein Haus der Poesie!
Fülle dein Haus,
fülle dein Leben
mit Poesie!’
David Giannoni en Laurence Vielle
Read More›Übersetzt von Isabel Hessel & Christina Brunnenkamp und dem Übersetzerkollektiv von Passa Porta.
1.
unsere städte liegen im regen wenn die asche fällt
sie wohnen im sturm wie schallendes gelächter
an dieser straßenecke bauen wir das haus
kommt es zum spalten der mauern
unser nachbar unser freund
hat den hund mit quecksilber aus eicheln vergiftet
besitz gleichwertig mit der wertigkeit des besitzers
die bäume unserer landschaft bleiben taub für alle unfairen forderungen
grün im frühling wie das spritzen junger tiere
stehen sie in einem rapsfeld gelb wie ein verstoß
unsere geschichte ist ein orchestriertes registrieren des aus
unannehmlichkeiten geborenen chaos
von wichtigen und weniger wichtigen personen
der ausbeutung des freien lichts
in den augen unfreier menschen
die rhythmische notwendigkeit unserer lieder
aus den fasern des papiers gepresst