Lied von der Arbeit

Das zweite Gedicht des Nationalen Dichters Charles Ducal, eine Parabel vom Arbeitsmarkt den Arbeitnehmern von Ford Genk und ArcelorMittal gewidmet, erscheint am 30. April in De Morgen, L’Avenir und GrenzEcho anlässlich des Tages der Arbeit.

 

Weil dieses zweite Gedicht ein Lied ist, haben zwei Gipfelmusiker zusammengearbeitet. Jokke Schreurs hat den Text vertont und Filip Jordens singt das Lied. Am 1. Mai bringen sie das Lied zum ersten Mal vor dem Publikum. Charles Ducal bringt das Gedicht, zusammen mit den Musikern, auch am 11. Juni, dem ersten Abend des Felix Poetry Fesival in Antwerpen.

Lied von der Arbeit

Für die Arbeiter von Ford Genk und ArcelorMittal

 

Nie trug der Baum so viele Früchte,
doch die Zeiten sind hart, sagt der Herr.
Er nimmt zwei Leitern fort, die Pflücker,
die bleiben, pflücken nun mehr.

 

Nie füllten sich reicher Böden und Keller,
doch der Teil der Pflücker nimmt ab.
Zwar pflücken sie länger und schneller,
dem Herrn ist ihre Arbeit zur Last.

 

Woanders klettert man mit Hunger in den Baum
und steigt mit Hunger wieder hinab.
Das weckt im Herrn die Hoffnung auf Gewinn:
gleich wird der Obstgarten umgehackt.

 

Auf fernem Grund wird ein neuer gepflanzt.
Zum Abschied erhält jeder Pflücker
einen Korb voller Früchte. Die Zeiten sind hart,
wenn unter einer Leiter ein Mann steht, der weint.

 

Ohne Baum ist ein Pflücker eine Hand,
die erstarrt, im luftleerem Raum,
in die täglich ein Almosen fällt.
Ein Almosen macht faul, meint der Herr.

 

Und schickt seinen Priester vor mit Dem Wort,
dass der arbeitslose Pflücker sündig spricht
und ihn anspornt, auf die Suche zu gehen
nach einem Baum. Irgendwo wird noch einer stehen.

 

Moral:
Erst als der Arbeitsmarkt verschwand,
lag die Arbeit vor der Hand.

 

 

Vertaling: Isabel Hessel en de andere leden van het Vertalerscollectief van Passa Porta.