„Vorsätze, Vorsätze“, Das dritte Gedicht von Lisette Lombé

 

Vorsätze, Vorsätze

 

Bröckelnde Erinnerungen.
Offene Fenster.
Frische Brise auf der Stirn.

 

Sekunde der Stille
kurz vor dem Applaus.

Punkt acht Uhr.

Ermutigungen, die dem Pflegepersonal zufliegen sollen
mit dem umgekehrten Elan von Helium.
Ein Hoffnungsballon, dem der Ansteckungshöhepunkt die Luft ablässt,
fällt auf die Seite,
neben ein Spalier
aus Schimpf und Schande.

Kinder, die auf Balkonen Rädelsführer spielen,
sich über bellende Hunde und Passanten lustig machen.

Und wir nehmen uns vor,

wir zahmen Rebellen,

dass, sobald die Maske nicht mehr sein muss,
Homeoffice nicht mehr sein muss,
Zuhausebleiben nicht mehr sein muss,
nehmen wir uns vor,
dass wir
mit unserer glänzenden Haut
prunken werden

 

Feuchte Trottoirs,
Zärtlichkeit geflaggt,
Basis neuer Engagements,
Trägheit der Bäume,
Verweigerung der Fluten widersprüchlicher Weisungen,
Ausbruch aus der Isolation.

 

Vorsätze, Vorsätze.
Wir nehmen es uns vor,

aber wissen wir eigentlich,
was eine Häutung ist?

 

Übersetzung: Christina Brunnenkamp