Kaufkraft

Der Dichter der Nation regt uns mit seinem siebten Gedicht zum Nachdenken über den Begriff ´Kaufkraft‘ in einer Gesellschaft an, die gleichzeitig großen Reichtum und bittere Armut hervorbringt und wo die solidarische Befriedigung der Grundbedürfnisse immer mehr zu einer Verantwortung des Individuums wird. Das Gedicht erscheint erstmals am 17. Oktober, dem Welttag gegen Armut.

Kaufkraft

Nach seinem Tod wurde Gott flüssiges
Gold. Dergestalt kam er überall hin,
an sämtliche Orte, die er überströmte
bis man nur ihn noch als Gott anflehte.

 

Heißer als kokelnde Asche, kälter als Eis
drang er ins Innere durch Augen und Ohren
und zwang alle Hände nach seinem Gebot:
Wer ein Leben will, muss es sich erkaufen.

 

Wer kann, wird flüssig wie Gott selbst,
erwächst und ergießt sich über die Welt,
tausende Götter, einjeder der einzige.
Wer das nicht kann, hört auf zu bestehen,

 

ein Ruderer ohne Riemen,
ein Schwimmer im Morast,
ein Ertrinkender außer Atem,
eine Wespe im Limonadenglas.

 

Vertaling: Isabel Hessel en de andere leden van het Vertalerscollectief van Passa Porta.