Das neunte Gedicht von Carl Norac

DIE FREUDE AM HINDURCHFAHREN

 

Für Caroline Pauwels und Marie-Hélène Caroff

 

Auf dem Fluss, auf den Kanälen kennen wir

keine andere Grenze als den Dunst.

Vor uns liegen nur Brücken,

die diese Menschen verbinden, die wir

hinübergehen sehen und von denen manche

seltsamerweise, wie wir finden,

nur von Mauern träumen.

Natürlich, dort ist die Schleuse, dieses Hebewerk

aus dem ein alter Klang aufsteigt,

wo die Vögel schnattern,

uns Zeit bleibt, eine Landschaft zu betrachten,

die kaum vorbeizieht, Morgengrauen und

Abendlicht zu preisen,

die heute in Kommas geträumt werden.

„Keine Grenzen!“, sagten wir uns an Bord

immer wieder, „Nicht einmal der Sprache.“

Denn plötzlich ruft man uns vom Ufer an,

ob man die Worte nun versteht oder nicht,

ist doch die Geste ähnlich,

die einfache offene Hand

in nächster Entfernung.

Wenngleich es zurecht Regionen gibt

und die Karten, die uns leiten,

uns daran erinnern, leben wir

doch auch hier, wir Reisende,

die diese Langsamkeit genießen,

mit der wir sie durchqueren wollen,

genauso frei wie die Wasserlinie,

und ohne irgendwelchen Belehrungen Gehör zu schenken.

Auf dem Fluss, auf den Kanälen

kennen wir auch weiterhin

keine andere Grenze als den Dunst.