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Das dritte Gedicht von Mustafa Kör, übersetzt ins Englische

Cold Feet

 

Farewell

This is a sad goodbye

After all, a traveller needs to be on the road

Safe and sound

To and from

Loved ones

A buzzing city

 

Fare. Well.

Onwards. Whereto?

This is no journey, at least not for my kind

Spastic, idiot, senile

 

You take the hurdles as they come

What about your cold feet? And unwillingness?

 

The daily pilgrimage by rail or road

Rampant arbitrariness where gentlemen don’ t get up

but kneel down orderly

 

The anguish of day-trippers

The journey of the blind and lame

 

I will no longer fear anything

if everyone becomes disgruntled with how we treat

the needy and the stagnation in waiting rooms and stations

 

Agile or limping

Why depart if we’re going to get stranded anyway?

Stranded. Beached. Silting up

We can do it all in the ankle-deep

We want the sea

 

Übersetzung ins Englische: Astrid Alben

Das dritte Gedicht von Mustafa Kör

Schwellenangst

 

Farewell – Lebewohl

Dies ist ein Abschied des Bedauerns

Ein Reisender hat nun mal unterwegs zu sein

Gesund und wohlbehalten

Von und zu

Geliebten

Eine wummernde Stadt

 

Lebe. Wohl.

Wohlfahrt. Wohin?

Dies ist keine Reise, doch nicht für Meinesgleichen

Spast, debil, senil

 

Hindernisse nimmt man, wenn sie sich vor einem auftun

Doch wie steht es mit Hürden? Gar Gegenwind?

 

Tag für Tag dieses Ringen auf Schienen auf Asphalt

Lautstarke Willkür, wo Herren nicht aufstehen

Lieber brav davor knien

 

Der Leidensweg des Tagesausflüglers

Die Reiseroute der Lämmer und der Blinden

 

Ich werde nichts mehr fürchten

sobald es jedem ein Ärgernis ist, wie wir verfahren

mit Hilfsbedürftigen und dem Stillstand auf Bahnhöfen, in Wartesälen

 

Mobil oder behindert

Doch wozu sich noch aufmachen, da wir ohnehin stranden?

Stranden. Steckenbleiben. Zum Stillstand kommen.

Kann man mühelos im Knöcheltiefen

Wir wollen Meer

 

Mustafa Kör

Übersetzung: Isabel Hessel

Das zweite Gedicht von Mustafa Kör

Laubfall

 

Bei diesem vorzeitigen Abschied

gerät alles aus dem Takt

krähende Hähne, Kinderchöre, mein Herzschlag

 

Dein Fenster gab

den Blick frei über die Dächer

die Felder eines flämischen Dorfes

an klaren Tagen die Türme der Hauptstadt

 

Du wolltest leben

Hingst deine Jacke an einen fernen Ort

von dem keiner je gehört

 

Was macht es schon

dass Frieden herrscht

ob die Ernte gut ist

 

Erinnerungen an

alles trägt das Parfüm mit

einem Hauch von Blumen etwas Herbst

 

Die Straßenkatzen

das Mädchen von gegenüber

sie alle kennen deinen Namen

deine Geschichte vom Aufschrei bis zum Atemzug

du bist hier

Bruder, Freund, Nachbar, Kind von allen

 

Wie Laubfall im Mai

überzieht dein Geruch Dorf und Feld

verfrüht

 

Übersetzung: Isabel Hessel und das Übersetzerkollektiv von Passa Porta

 

Aftermovie Mustafa Kör wird der neue Nationaldichter

Aftermovie Mustafa Kör wird der neue Nationaldichter.

Das erste Gedicht von Mustafa Kör

an dich

 

erhebe den kopf aus dieser dunklen stunde

unser weg wird bald frei unser gang wieder leicht sein

während wir orte betreten wo von mündern

abgespartes brot uns stärkt

 

wir werden einander jetzt

worte geben und keine haben

lebendige gelenkige wörter wo wir

aufgeräumte aufgeklärte gedanken wodurch du

gekrümmt wirst um noch gerader

noch barocker dichtend zu öffnen die herzen

die zimmer und grenzen darin wir sinnieren bis

der mensch sich schließlich selbst zersetzt sich

unterwegs zu dir eine gereinigte stimme beimisst

 

erhebe den kopf

es zählen weder kronen noch folger

wir sind schon die erde zu der wir vergehen

werden auch dieses neue leben zu bändigen

verstehen denn wir die geduldigen bauern

ernten für einander für später

 

 

Mustafa Kör

Übersetzung: Isabel Hessel und das Übersetzerkollektiv von Passa Porta

Die ersten Worte von Carl Norac als Nationaler Dichter

Rede vom 29. Januar 2020 für Nationaler Dichter

 

Ich möchte mit einigen Worten auf Niederländisch einleiten; einer Sprache, die ich gerade gründlicher lerne. Ich verstehe Niederländisch zwar, spreche es aber nicht gut. Nationaler Dichter zu sein bedeutet eine intensive Reise durch Belgien. Ein Belgien, wie es ist und wie wir es uns wünschen. Auch für mich wird dies eine faszinierende Reise durch eine Sprache sein. Meine Liebe zu Flandern, die ich schon immer gespürt habe, meine Sehnsucht nach Austausch, nach Reisen im Herzen der Worte, darüber werde ich immer mehr sprechen können. Das sind meine Herausforderungen für die nächsten zwei Jahre.

 

„Nationaler Dichter, ist das kein seltsames Konzept?“, werde ich manchmal gefragt. Läuft ein solcher mit einem Blumenkranz auf dem Kopf herum? Ist er ein Vertrauter der Reichen und Mächtigen oder Mitglied einer geheimen spirituellen Gesellschaft? Ich antworte darauf immer, dass nicht dieser Titel wichtig ist, sondern das, was man mit Überzeugung und Bescheidenheit damit zu erreichen hofft. Ich bin beeindruckt von dem, was Charles Ducal, Laurence Vielle und Els Moors geschrieben und getan haben, sowie von allen Partnern, denen ich von ganzem Herzen danke, dass sie dafür gesorgt haben, dass dieses Projekt heute eine Realität in Aktion, eine Poesie in Aktion ist.

(Foto (c) Simon Bequoye)

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Die Abschiedsworte von Els Moors als Nationale Dichterin

Die berühmten Verse „Lasst hier mich weinen, in Erinnerung an die geliebte Person, hier bei den verwehten Sanddünen zwischen Haumal und Aldachul“ stammen von dem arabischen Dichter und Prinzen Imru’ al-Qais. Imru’ al178 Qais starb 540 n. Chr. Sein kurzes Leben als Prinz war von der Zerrissenheit zwischen der Dichtkunst und der Politik gekennzeichnet. Arabische Dichter genossen aber auch dann hohes Ansehen, wenn sie nicht als Prinzen in der Wüste geboren worden waren, und selbst der König wandte sich um Rat an sie. Ihren Ruf verdankten sie endlosem Rezitieren am nächtlichen Lagerfeuer. Von jeher galt die Poesie als Archiv der Moral, der Sitten, der Sprache und der Geschichte der Gemeinschaft.*3  Das zweijährige Amt des Nationalen Dichters verlangt von dem oder der Auserkorenen natürlich nicht, dass er oder sie dem König und den Politikern Ratschläge erteilt. In einem Land, in dem seit Jahrzehnten immer wieder Krisen zwischen den verschiedenen Sprachgemeinschaften ausgelöst werden, um andere Missstände zu vertuschen, hat ein Nationaler Dichter im Gegensatz zu den Politikern keine Sekunde zu verlieren.

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CARL NORAC wird ab dem Gedichtendag 2020 neuer Nationaler Dichter

Der französischsprachige Dichter Carl Norac wird ab dem Gedichtendag 2020 (Donnerstag, den 30. Januar) Nationaler Dichter.

Een Franstalige auteur neemt het ambt van Els Moors over als vierde Dichter des Vaderlands van België. Vanaf Gedichtendag 2020 wordt de Bergenaar Carl Norac de nieuwe ambassadeur van de Belgische poëzie, over de taalgrenzen van het land heen. Hij erft op die manier de eretitel Dichter des Vaderlands, die eerder al toebehoorde aan Charles Ducal, Laurence Vielle en Els Moors.

Vanaf 30 januari 2020, zal de missie van Carl Norac gedurende twee jaar erin bestaan om gedichten te schrijven, geïnspireerd door heel het land, zijn geschiedenis en actualiteit. Hij zal het Belgische publiek beter leren kennen, en kijkt in het bijzonder ook uit naar het contact met de scholen in ons land. Zijn missie zal zijn: doorheen heel het land en over de landgrenzen heen, de Belgische poëzie bekender maken. Vanaf 23 april zal hij de officiële ambassadeur worden van Els Moors tot aan het einde van haar ambtstermijn en zal hij meewerken aan enkele van haar projecten. Els, op haar beurt, zal haar opvolger vanaf de Nederlandstalige kant ondersteunen in 2020-2021.

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Das vierte Gedicht von Els Moors als Nationale Dichterin

Inspiriert von Haydn, der Novelle ‚Lenz‘ von Georg Büchner und die letzte Worten von Jezus Christus, „vater vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun“

 

in diesen bergen will ich sterben

doch ich gehe noch

auf dem kopf

den schritt im nebel

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Das dritte Gedicht von Els Moors als nationale Dichterin

Im Auftrag von Dichter bij Beeld Middelheim zum Werk ,Die Badenden‚ von Luciano Fabro.

 

wir gingen bis an unsere weißen laken hinein
nicht weiter wir flossen für die welt
wie ein stein im wasser schwebt das sich
kräuselt

und immer wenn es abend wurde
fingen wir blutend an
zu verderben
was uns am morgen leben ließ

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