Das fünfte Gedicht von Els Moors als Nationale Dichterin

Ruisbrousse. Ein Handbuch für den Zoniënwald ist ein Projekt des Nationalen Dichters, Poëziecentrum und Project Horizon+. Els Moors, der Nationale Dichter, ging zusammen mit dem Schriftsteller und Musiker Dirk Elst in den Zoniënwald. Ihre Erfahrungen im Wald und ihre Tonaufnahmen sind die Inspiration für die Gedichte von Els. Darüber hinaus bietet dieses Handbuch Einblicke in die Horizon+ -Projekte.

 

maßlos tief

und maßlos hoch

und lang und breit

 

mir ist als irre ich

in der weite

des windes umher

 

zurückgeweht

zu einem anfang

nichts findend

 

was nicht woanders

schon zum leben

kommen wollte

 

zersplittert durch

das reinste licht

blind

 

bin ich

bildlos

ruhend

 

in allem was unteilbar

durch die welt

strömt

 

Die Einigung mit Gott, die der geistliche Mensch fühlt, sobald der Herr die Einigung dem Geiste grundlos offenbart, die ist maßlos tief, maßlos hoch, maßlos lang und breit. In dieser Einigung wird der Geist gewahr, daßs er sich selbst durch die Minne entsunken ist in die Tiefe, und entstiegen in die Höhe, und entgangen in die Länge; und er fühlt sich verirrt in die Weite, und fühlt sich wohnend in einer unbekannten Bekanntheit. Und er fühlt sich zerflossen durch das ihm anhaftende Gefühl der Einigung in der Einheit, und durch völliges Ersterben in der Lebendigkeit Gottes.

Aus: Die Zierde des geistlichen Hochzeit. Vom glänzenden Stein. Das Buch von der
höchsten Wahrheit, p. 166, Jan van Ruusbroec, ed. Th. Grieben’s Verlag , Leipzig
z.j., vert. Lambert, F.A.

 

Sie können die vollständige Publikation hier lesen. Das Hörspiel von drik elst ist hier zu hören

Im Folgenden finden Sie die weiteren Gedichte der Reihe. Sie können die englische Version des Buches hier lesen.

 

während ich spazieren gehen

versetzte ich meinen schritt

ich ging in mir und mit mir

ging mein körper fort

 

und alles was ich wusste oder sagte

war darauf vorbereitet um

in diesem meinem sein

zu sein

 

die sonne spendete licht

in kreisen auf dem boden

und die schatten der blätter

woben dort wachende muster hinein

 

hellwach träumte ich

meine kinderzeit so lange als ich meinem schritt

voraus sein konnte würde ich der erste sein

meiner selbst der ankommen würde

 

erst als ich müde geworden

mich vergaß verstand ich die macht

der zerbrechlichkeit dessen

was einfach ohne mich

 

weitergegangen war

 


die sonne hat sich in die sonne gestellt

der mond steht im mond

und alle auf die erde prallenden sterne fegen

wie hexenbesen die spuren aus den betten

 

in die ich ahnungslos mich lege

 

die welt schlägt einen traurig-rauen takt

und flieht vor dem was ihn stocken lässt

zeigt gähnend ihren ewigalten mund

lechzt nach dem was uns ohnehin verschlingt

 

noch ist es nicht zu spät! derselbe wind

der tosend durch die bäume singt

weht den schwindeligen schmetterling davon

stochert im feuer der einsamkeit

 

meinen eigenen trägen flügelschlag

damit ich an seiner seite bleibe

 


 

hörst du die müde

amsel singen

wie zwischen brüchigen bäumen

der klang von dröhnendem

metall widerhallt

was wehrlos ist

ist was vibriert

auf den saiten

des ersten instruments

ich weiß nicht wieso weshalb

doch meine ungestümtesten träume

werden von dieser einen melodie

 

gezämt

 


 

ich suche eine stille die langsam ist

komplex wie der lebensraum

von teichhuhn reiher

fisch und ente und an einem

ufer die letzten farben

die sich abends zwischen den

schatten entzünden

 

das sommerliche purpur und

gelb der höchsten

blumen das giftige rot

des verblühten

aronstabes da und dort

am wegesrand verstreut

 

keiner da der hier

etwas verloren hat

könnte ich meine spuren

doch enthören

könnte ich dem warten

die stirn bieten

 

könnte ich nicht sehen

was ich schreibe

 


 

an den wildwassern der carwash

wartet der tänzer des schlechten vorzeichens

mit gähnhunger im mund

auf den urknall

 

wie eine sterbende schildkröte

den himmelsraum spaltet

fliegt ein schmetterling im sanften wind

auf tränen gespießt

 

kehrt alles um was blass ist

die weißen fersen

vergebens die von einem mann

skandierte freiheit

 

einer gurrenden taube

die honigräuber

an den lippen

verwilderter blumen

 

mit vollen wangen

winkt demnächst

der gewinn

 

der große papierfänger

wirft die sonne zur sonne

den mond zum mond

 

und den letzten menschen

zum letzten auf die erde

prallenden stern

 

Vertaling © Isabel Hessel en de andere leden van het Brussels Vertalerscollectief.

Met de steun van de Nationale Loterij en haar spelers.